Kunstprojekt: Ich sehe was, was du nicht siehst – Lichtmalerei

Der Mensch nimmt einen Großteil seiner Umwelt über die Augen wahr. Und der Mensch traut seinen Sinnen. Was man also gesehen hat, das entspricht der Wahrheit.  Und – wir leben in einer Welt voller Bilder. Sie begegnen uns in der Werbung, in der Politik, im Journalismus. Besonders Fotografien und Fernsehbilder – so scheint es – produzieren ein originalgetreues und vermeintlich objektives Abbild der Realität, sie prägen unser „Bild“ von der Welt.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Buchstäblich auf den ersten Blick erfassen Menschen oft die Aussage einer bestimmten Aufnahme – und denken dann nicht weiter darüber nach. Wie verhalten sich also Fotografie und Wirklichkeit zueinander? Ist die Fotografie ein Abbild der Realität?
Hierzu als Antwort ein eindeutiges NEIN. Die vermeintliche Realität ist immer inszeniert oder manipuliert.

Fotografie als abbildendes Medium eröffnet uns die Möglichkeit zur (Er-)Findung eigener Bildwirklichkeiten oder Bildwelten, welche Emotionen, Interpretationen oder Spielereien zulässt.
Wir haben aktiv in die Bildgestaltung in unserem Projekt eingegriffen, indem wir arrangiert, inszeniert, oder experimentiert haben. Wir haben unsere Objekte zu Kompositionen zusammengestellt oder Personen oder Gegenstände dirigiert. Wir haben bewusst unser Motiv gestaltet, rufen mit unseren Fotos emotionale Reaktionen hervor, ermöglichen eine Erzählstruktur, laden zu Entdeckungen ein, verwundern, oder schaffen neue Wirklichkeiten.

Für unsere Aufgaben benutzten wir wenig Licht, aber eine langen Belichtungszeit. Als Lichtquellen haben wir mit Taschenlampen, farbigen Licht, Lichtstäben und anderen Lampen gearbeitet. Bis zu 60 Sekunden dauerte manchmal eine Aufnahme. Entsprechend war die geforderte Konzentration der Fotografierten während der Aufnahme ruhig zu halten. Oder die der „Lichtgeber“, denn die mussten schnell sein, dass sie nicht auf dem Foto gesehen werden. Denn – nur wer ruhig steht ist später mit auf dem Bild.

Alle unsere Bilder sind ohne Computerbearbeitung entstanden und nur mit der Kamera, Licht und Dunkelheit aufgenommen worden.

Kommen wir zurück auf die Anfangs gestellte Frage: Ist die Fotografie ein Abbild der Realität?

Sie ist es nicht – wir haben gelernt mit Hilfe der Fotografie eine unterschiedliche Form für den Zugriff auf die Wirklichkeit zu finden und dies zu inszenieren. Denn wir haben nicht das fotografiert was wir gerade sehen – wir haben mit dem Licht in der Dunkelheit gemalt. Wir haben kreative Strategien erlernt, z.B. dass wir uns schon vorher Gedanken machen – machen müssen- was bei unseren Langzeitaufnahmen später herauskommt. Und es erfordert ein Planung und vor allem eine hohe Konzentration um das zu tun.

Unser Projekt wurde mit dem Jugendfotpreis ausgezeichnet, mit einer Ausstellung und der Verleihung des Preises auf der Photokina Köln: